Lieber Herr Brandt!

Richard Wagner, Bayreuth an Carl Brandt, Darmstadt – Dienstag, 6. April 1875

Sehen Sie, mit was für Leuten ich in Darmstadt zu thun habe! Noch kein Wort ist von dem dortigen Kapellisten an mich gelangt!!! Ich glaube, ich muß gänzlich auf das Darmstädter Orchester verzichten!! – Aber noch Eines, was mir das Herz beschwert! –

Ich war heute wieder im Theater, und muß endlich, wenn ich mich nicht sehr schändlich belügen will, ganz bestimmt eingestehen, daß der Architekt mein Orchester gänzlich verbaut hat. In diesen Raum bringe ich meine Musiker nicht unter, es ist unmöglich! Es wird nichts übrig bleiben, als 2 Sitzreihen vom Zuschauerraum hinweg zu nehmen (was nichts ausmacht), demnach die Mauer wegzunehmen und zurück zu verlegen. Hiervon will ich nun vorläufig an Runckwitz morgen Anzeige machen; wollen Sie nun die Güte haben, gleichzeitig hierüber mit Herrn – Heinrich VIII[1] in Leipzig sich in das Vernehmen zu setzen. – Soviel ich hierüber früher von Ihnen gehört zu haben mich entsinne, hat es mit der Verlegung dieser Mauer keine Grund-Schwierigkeiten. Ob 100 Zuhörer weniger unterkommen, ist mir, bei der Anlage des Ganzen, durchaus gleichgültig. Es gilt, eine – in jeder Beziehung – vollkommene Aufführung zu bieten – das Uebrige ist gleichgültig.

Aber Ihre Darmstädter Musiker! Und Niemand, an den ich mich halten könnte, als der arme »Maschinist«, den ich allerherzlichst grüße, als sein

Ergebener
Rich. Wagner.
Bayreuth

6. April 1875.

Fußnoten

[1] Brückwald, jetzt fällt mir der Name ein! –

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