Dienstag 6ten (6. April 1875)

Cosima Wagner Tagebücher

R. beendigt seinen Brief an den König; klagt über den Stumpfsinn auch seiner Mitbürger, er würde wohl auch Konzerte für die nötigen Gasthöfe geben müssen! … Schönes Wetter; ich packe für die zwei Ältesten ein, R. geht auf das Theater hinauf und hat dort einen schmerzlichsten Eindruck wieder, den Orchesterraum hat man zu klein gemacht! …

R. sieht mich einpacken und ist sehr ergriffen. Der Rest ist Schweigen; das Zitat bringt ihn auf Shakespeare, der es wie eine völlige Ironie auf die große Rede, welche Hamlet im Saxo Grammaticus hält, [gemeint hat].

Abends eine Sängerin, welche die Agathen-Arie[1] mit all den gewöhnlichen Unarten der Sängerinnen und Kmeister vorträgt, R. sagt, mit dieser bloßen Arie wollte er die ganze jetzige deutsche Musik-Welt beschämen, sie singen das Wichtige unbedeutend und das Unwichtige pathetisch! … Ich packe ein bis in die Nacht.


[1] aus »Der Freischütz« von Carl Maria von Weber.


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