Das Reisetagebuch von Siegfried Wagner
Im Jahr 1892 brach Siegfried Wagner im Alter von 23 Jahren mit seinem Freund Clement Harris zu einer sechsmonatigen Süd-Ost-Asienreise auf der „Wakefield“, einem „Kauffahrteischiff“ auf. 1923 wurde ein gekürzte Version seines Reisetagebuches von ihm selbst veröffenlicht; 1935, fünf Jahre nach seinem Tod, verschenkte seine Ehefrau Winifred Wagner eine ungekürzte Version an Familie und Freunde zu Weihnachten.
130 Jahre später verfolgen wir die Strecke und gewinnen Einblick in Siegfrieds Denken, die Beziehung zu seiner Familie und den Festspielen.
Die Einträge sind bis 1 Woche nach Publikationsdatum öffentlich, danach für Mitglieder einsehbar.
Heute ist die Hitze noch grösser wie gestern und wir sind froh, dass wir von hier fortkommen. In der Früh um 6 Uhr standen wir auf, badeten uns und packten. Nach dem Frühstück fuhren wir an’s Land, was nur 10 Minuten dauerte, da inzwischen die „Wakefield“ viel näher an die Stadt gerückt ist. In unsrem Boote lag eine reizende Bambus-Matte. Ich muss solche mitnehmen. …
View moredie Verlockungen sehr gering. Man wird durch dieses Clima so schlaff u. blöde, dass man den ganzen Tag herumsitzt und liegt, unfähig zu lesen oder zu schreiben. Da kann man sich wirklich nicht wundern über den chinesischen Stillstand, wenn bei einem selbst nach wenigen Tagen alles stillsteht. …
View moreUm 7 Uhr aufgestanden und fertig gemacht für die Stadt. Der Capitän fuhr zuerst hinein, wir folgten 2 Stunden später. – die Fahrt zur Stadt ist über eine Stunde und nicht besonders schön. …
View morefuhren wir an den Inseln Poullo Condore vorbei, die den Franzosen gehören. Gegen 6 Uhr am selben Tage kamen wir an die Mündung des Saigon-Flusses, die sich zu einem grossen Delta mit vielen Armen erweitert. …
View moreEigentlich sollten wir heute fort, doch wurden sie nicht fertig mit mehreren colossalen eisernen Monstren, die fast 12 Tonnen jede wiegen. Der gute Fidi hatte im Hôtel etwas vergessen und fuhr deshalb in einem Jinrikisha nach der Stadt gegen ½ 10 Uhr. Zuvor Frühstück! …
View moreEs ist gehörig heiss; wir bleiben bis gegen ½ 12 Uhr zu Hause; ich musste zur Post und in einen Buchladen, wo ich mir Bradshaw’s Handbook kaufte, in dem wirklich alles steht, über die ganze Erde; ich las gleich nach über Canton, was ausserordentlich interessant sein muss. …
View moreDen heutigen Tag nahmen wir uns vor, ruhig zuzubringen, um Briefe und Tagebuch zu schreiben. Erst nach dem Luncheon gingen wir aus u. zwar nahmen wir ein Jinrikisha nach den Whampoagärten wieder, denn ich wollte gern etwas Lothus zeichnen. …
View moreImmer sehr heiss, …
View moreGegen ¾7 Uhr aufgestanden und in den Strassen gebummelt: der Morgen ist vielleicht noch lustiger wie der Abend: vom Lande kommen die frischen Gemüse, die Bananen, Ananas, Mangostins, Limonen herein in Bündeln u. vertheilen sich in die Läden. …
View moreKnall-Hitze; wir schnatzen beständig Ananas u. Bananen und fühlen uns herrlich. Vormittags gingen wir zwei in der entgegengesetzten Richtung der Stadt, auf einer herrlichen, roth-erdigen Landstrasse spazieren und schrien vor Wonne über die Vegetation, …
View morewaren wir im New-Harbour von Singapore, fünf engl. Meilen von der Stadt selber angelangt. Ein weicher Duft erfüllte die Luft, die kaum sich regend, alle Bäume erwartungsvoll starr schweigen liess, als harrten sie eines Winkes, um die tropischen Regentropfen aufzuschlürfen. …
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