Es fällt schwer, mit R. von anderen Dingen zu sprechen als von dem gestern Erlebten! … Doch lasse ich keine Trauer aufkommen. Von der Schule heimkehrend will Daniella mich um Verzeihung bitten, daß sie mich so gekränkt habe, ich erwidere: Sie habe mich nicht um Verzeihung zu bitten, gekränkt hätte sie mich nicht; wenn sie Unarten zeige, löge, impertinent werde, würde ich sie nach wie vor strafen, daß sie aber nach einem in Freundlichkeit zugebrachten Tag bei einem herzlich liebevollen Scherz, der ihrer Schwester galt, sich also ausläßt, dafür hätte ich keine Strafe, keinen Vorwurf, eine Revelation sei mir dies, und ich hätte nur mit Gott hierüber zu verkehren, welcher Segen und Fluch verhänge.
Ich lasse sie bei mir arbeiten, behandle sie wie immer und hege keine Bitterkeit gegen das Los, keinen Groll gegen das Kind und glaube zu verstehen, zu erkennen. R. möchte sie entfernt sehen, ich kämpfe dagegen, denn ich glaube doch, daß sie hier glücklicher ist als anderswo und daß die guten Anlagen ihrer Natur besser entwickelt werden.
Bin ich im Herzen betrübt und kämpfe ich dieses Weh demütig durch, so bleibt mir vielleicht der Segen nicht versagt, daß das Kind gut werde; und daß meine Art ihr fremd bleibt, ist am Ende für sie ohne Bedeutung. –
Brief des Vaters, er sagt, daß bei dem Kranz, welchen ihm der Wagner-Verein bei Gelegenheit seines Auftretens in Wien gereicht, er eine gemischte Rührung empfunden habe, er sage sich wohl, daß er nichts Besseres tun könne, als seine Finger den W. -Vereinen zur Verfügung stellen.
Gestern schreib Marie Schleinitz sehr kleinlaut, die Stimmung in Berlin sei eine so gedrückte, von der Petition an den Kaiser erwarte sie sich nichts. Ferner erzählt sie, daß Hans und Dohm zugleich Gäste von Frau von Heldburg in Meiningen gewesen seien und daß erster glänzendster Laune gewesen sei und sich äußerst befriedigt von den Londoner Erfolgen und Einnahmen bezeugt hätte. Möchte er Freude an den Kindern erleben. –
Spaziergang mit R., Fidi und Eva, Schneegestöber – ich fühle mich unwohl, und es ist mir als ob das Herz ersticken müßte, es gelingt aber die Bändigung, und ich preise das Schweigen!
Abends mit R. zu Frau Groß, „prendre la crémaillère“*. – Vorher einen Brief des Herrn Schott, der mit einigen „Ques“ auf R.’s Vorschlag eingehen zu wollen scheint.
- eine Einweihungsfeier veranstalten