Wir besprechen heiter beim Frühstück die gestrige Lektion; wie jeder von uns dann an seine Tagesarbeit gehen will, erhalten wir vom Buchhändler Geißel die Notiz, daß im Reichsanzeiger zum Verkauf 19 Briefe von Richard uns seiner Gemahlin aus den Jahren 1860-1867 angezeigt seien mit der Zugabe, sie seien höchst interessant!
Was ist das – ich rate auf Malwina Schnorr, welche, wahrscheinlich von München aus angestiftet, gerade jetzt diese Sachen herausgibt, sie war uns intim befreundet, Gott weiß, gewiß ist das der Schlag auf die Gewährung des Credits, R. wendet sich an den Advokaten, es schient aber wenig Hoffnung, hier tatkräftig ein[zu]schreiten; es wird diese neue Bosheit wohl auch nur durchzumachen sein. – Einige Besuche abgestattet. Zu Hause R.’s Briefe an seine erste Frau durchgesehen, um zu sehen, ob etwa welche gestohlen worden seinen. Traurige Eindrücke von dieser trübseligen Vergangenheit R.’s mir erworben. Dazu abends im beängstigenden Brief von Herrn Feustel, welcher große finanzielle Schwierigkeiten auf unsere Unternehmung sich häufen sieht; und ich habe einen Akt der Justiz an meiner Bonne auszuüben und sie plötzlich aus dem Hause zu entfernen, was mich furchtbar angreift; die Schlechtigkeit zu bestrafen fällt mir schwerer auf das Herz als die Erfahrung derselben. – R. liest mir abends einen langen Brief von sich an seine erste Frau, trübselig zu sehen, welche vergebliche Mühe er sich gegeben, das niedrig gesinnte Wesen zu Edelsinn zu bringen, am Rand des in dieser Hinsicht wirklich erhabenen Schreiben hatte sie in ihrer[?] Not gesetzt: Schopenhauer-Lug. Schuftig und roh!! –
Abends schwermütiges Gebet – wer wird nicht müde auf dem harten Weg?