Lauter Besuche verhindern mich daran, in mein Tagebuch zu schreiben. Freund Klindworth beendigte den Klavierauszug und nahm Abschied Freitag*[i] 14ten; tags darauf entfernte sich Pr. N., nachdem er R. manche schwere Stunde verursacht.
Unter anderem behauptet er, keine Freude an der deutschen Sprache zu finden, lieber lateinisch zu sprechen u.s.w. R. gibt seine Grundsätze betreffs der Behandlung der deutschen an, sagt, zuerst zu untersuchen, ob ein fremder Begriff durchaus notwendig auszudrücken ist; ist er es, dann nur keck und kühl das fremde Wort – unübersetzt gebrauchen. – Eine Rede des Professors Du Bois-Reymond in Berlin über eine zu gründende Akademie zur Regelung der Sprache macht mich staunen, er kritisiert Goethe’s Sprache zu Gunsten Lessing’s! – –
Während dieser Klindworth-Nietzsche-Woche kam Frl. Lilli Lehmann mit Mutter an und übernahm die Organisation der Rheintöchter. Eines Abends sang sie „Mignon“ vom Vater, was mich tief ergriff, dahin dahin! Doch nicht wo die Myrthe still und hoch der Lorbeer steht, sondern da wo unsere Heimat ist!…
[i] Von Cosima an dieser Stelle mit »Donnerstag« falsch angegeben.