Freitag 21ten (21. August 1874)

Cosima Wagner Tagebücher

Einige Briefe geschrieben, vieles nachzuholen! 

Freund Niemann zu Tisch, R. sehr angegriffen, ereifert sich aber doch, Schiller zu ehren, welchen N. antastete, auch um seine Empfindung der Unsterblichkeit dem Leugnenden mitzuteilen. Wie er ihn frägt, ob in seiner Begeisterung für das Schöne er nicht die Empfindung des Ewigen, des mit dieser Welt nichts Gemeinhabenden, besitze, wird der genial angelegte, wenn auch noch sehr rohe Künstler ergriffen und nachdenklich. – 

Abends ein wenig musiziert, Siegmund versucht, dann Tristan (2ter Akt). Banden lösende, Schranken legende Musik, Seele befreiende, körperlos machende, reinste, schwebende Kunst, in ihr empfinde ich die Seligkeit des Todes, der Befreiung, an Marie Muchanoff dabei gedacht!…

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