Freitag, 25. September 1874

Richard Wagner, Bayreuth an Hans Richter, Pest

Liebster Freund und Geselle!

Mit Seidel, oder vielmehr in seiner Person, habe ich Ihnen einen ausführlichen lebendigen Brief über alles Vorgefallene zugeschickt.

Gegenwärtig lasse ich alle Wälder ruhen, um ungestört die Instrumentierung des letzten Actes ausführen zu können. Die Instrumente sind bestellt. Gegen Weihnachten gedenke ich die Orchester-Angelegenheit energisch in die Hand zu nehmen.

Das glückliche Zustandekommen Ihrer Verlobung hat uns in bedeutendem Sinne erfreut: empfehlen Sie uns schön.

Die Kinder erwarten Ihren versprochenen weißen Esel.

Ich – für mein Theil – hätte es gern gehabt, wenn Sie mir die tausend Gulden pünktlich schickten, und zwar aus dem einfachen Grunde, weil Sie mir einen Termin für die Zahlung angegeben hatten, welchen ich nun wieder für eine Zahlung meinerseits festgestellt hatte, – woraus mir denn, da Ihre Administration sehr eigenthümlich k. k. zu sein scheint – Unannehmlichkeiten erwachsen.

Ich nehme nun aber an, daß Sie in Ordnung sind und auch mich jetzt in Ordnung bringen.

Sobald Correctur vom 2ten Act ankommt, erhalten Sie sie für Glatz; den ersten haben Sie wohl schon. Ihre Nachrichten über Glatz erfreuten mich sehr, – das können Sie wohl denken.

Sehr rührend war eine gewisse schließliche Bitte um Forterhaltung meines Vertrauens für Sie. Ich denke, Sie sind noch nicht darüber hinaus, dann und wann eine Belehrung zu erhalten. Auf dieser Annahme, und auf mein Gefühl davon, daß meine Belehrungen bei Ihnen auf den ergiebigsten Boden von guten Fähigkeiten treffen, begründet sich mein Vertrauen zu Ihnen. Im Übrigen hat Sie das Leben mir so nahe geführt, daß zwischen uns von nichts Anderem als von steter gegenseitiger Ergebenheit die Rede sein kann.

Also, es bleibt beim Alten, nur Sie bekommen `was Junges: wir gratuliren!

Kinder und Frau grüßen herzlichst!

Bayreuth, 25. Sept. 1874.

Ihr
Richard Wagner.

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