Sonntag 4ten (4. Oktober 1874)

Cosima Wagner Tagebücher

Lauter Hoffmanniaden und Brückneriaden, großer Ärger Richard’s, welcher dadurch bei der Arbeit sehr verhindert ist. Besuch eines Domorganisten aus Augsburg, eines enthusiastischen Schwaben, der die ganze Wärme und Erregtheit der süddeutschen Natur zeigt. Abends der Bürgermeister, immer dieser Hoffmann’schen Sache wegen. – 

R. erzählt mir, wie er bei Angermann sein Bier getrunken, sei ein jüdischer Klavierlehrer über Rus gestolpert; wie R. Rus entschuldigt habe, erwidert Karpeles: »O, das sind für mich heilige Wesen, Ihre Hunde, ich kenne Fips und Peps.« Wir staunen über diese Eigenschaften der Juden, welche wie die Jesuiten alles auszuspüren vermögen. – 

Wie R. unserem Maler das beständig im Munde geführte Wort kolossal verbietet, erzählt er mir, daß er auch in der Jugend solcher Ausdrücke sich bedient habe, und es sei die Schröder-Devrient gewesen, welche ihn darauf aufmerksam gemacht habe und ihm gesagt: »Sprechen Sie doch nicht so affektiert« -, »ein Zeichen, daß sie Teilnahme für mich hatte, und ich schämte mich«, fügt R. hinzu. –

Dieser Inhalt kann nicht kopiert werden. / This content cannot be copied.