Mittwoch 4ten (4. November 1874)

Cosima Wagner Tagebücher

R. hatte wiederum eine üble Nacht, von lauter schlimmen Träumen beunruhigt, ich bin sehr ernstlich besorgt. Frau Vitzthum kommt am Morgen und bleibt zu Mittag, was ihn sehr anstrengt. Ich wandere am Nachmittag zum Theater, es mit Ernst, ja Kummer zu betrachten! – 

Nachmittags ein Brief von Constantin Frantz[1], nach langen Jahren, er wirft R. Untreue vor, sagt, der Kaisermarsch sei ihm ein Stich durch’s Herz gewesen! … Dabei sendet er zwei Broschüren, »Die preußische Intelligenz und ihre Grenzen«, und »Das Judentum und die Reichsverfassung«. 

Abends aus den Meistersingern einen guten Teil des dritten Aktes vorgenommen; herrliches Werk, noch gar nicht gewürdigt.


[1] Constantin Frantz (1817 – 1891), Philosoph, Publizist, Politiker, Wagner hatte ihm die zweie Auflage von „Oper und Drama“ gewidmet.

Original: Brief Constantin Frantz an Richard Wagner vom 3.11.1874 (https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:0305-43442)

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