Wiederbeginn der Studien mit Isolde, unterbrochen durch einige Besucher und eine Kaffee- Einladung (Frl. v. Kohlhagen). R. empfindet großen Ärger über das letzte Auftreten von Bismarck im Parlament, er sagt, er möchte ihm schreiben, da er einmal die große Torheit begangen hätte, dieses Parlament zu bilden, so möchte er ihm doch wenigstens dadurch die Kraft entziehen, daß er nicht mehr hinginge und nicht den hämischen Auslassungen der Herren Jörg[i] und Windthorst mit Erregtheit erwidere. Es schneidet einem durchs Herz, wenn ein Mann wie er solchen elenden herzlosen Wesen blaß vor Zorn erwidert und nun sein Gespräch mit Kullmann[ii] anführt! …
Abends liest mir R. aus dem Buche des sächsischen Advokaten über »Geheime Gesellschaften« vor, und wir kommen darüber ein, daß es die Art [ist], wie das Christentum die antiken Feierlichkeiten auffaßt, welche ihnen den Stempel der Unanständigkeit aufdrückt. Hier war alles ernst und heilig, wir, die Betrachtenden (vorzüglich die Franzosen), sind frivol.
[i] Joseph Edmund J. (1819-1901), bayer. Politiker, Historiker, 1869 an der Spitze der »Patrioten«, veranlaßte den Sturz des Ministerpräsidenten Fürsten Hohenlohe, war gegen Bayerns Eintritt in den Krieg 1870 und gegen die Versailler Verträge, 1874-78 Mitglied des Reichstags, Zentrum.
[ii] Attentäter, der am 13. Juli 1874 in Kissingen den Anschlag auf Bismarck verübte.