Hübscher Brief von Bon Augusz, ein Wort des Vaters enthaltend, dieser erzählt, daß, wie Rubini in Petersburg gefragt wurde, ob er wohl in einem Konzert des Vaters singen würde, [er] erwidert habe, für Liszt würde ich tanzen, wenn er es wünscht, so, meint mein Vater, wäre er geneigt, für Wagner alles zu tun.
R. hat die verschiedensten Besorgungen (Conto, Konzert, Orchester, Circular für Sänger etc.), ich besorge die Ausstattung meiner zwei Ältesten, welche ich nun bei meiner Abreise in das Stift geben werde. Ergebnis langer Überlegung, schmerzlicher Einsicht! …
Abends sprechen wir mit R. von gewissen französischen Ausdrücken, welche so lächerlich im Deutschen wieder gegeben werden, woraus die ganze Trübseligkeit der früheren deutschen Verhältnisse zu ersehen sei.
Er sucht in »Kabale und Liebe« das »Kidebarri«[1] auf, findet es nicht, liest mir aber die Scene, wo der alte Miller aus dem Gefängnis kommt, Luise im Winkel sitzend; zu Tränen werden wir ergriffen, »wenn man denkt«, unterbricht sich R., »daß die ganze jetzige Generation darüber spöttelt«. – Beklagend, daß die Intrigen des Stückes so fehlerhaft seien.
Pariserin mit cul de Paris
Sarah Bernhardt in der Mode der Zeit (Louise de Abbéma, 1876).
Wie R. sich umkleidet, höre ich ihn von oberhalb der Wendeltreppe sprechen: »Ja, mein gutes Weibchen, der geringste Fehler verhindert die Wirkung der größten Züge des Genies -«, hinuntergehend frage ich ihn, was er spräche: »Wie immer zu dir, und jetzt noch über ‘Kabale und Liebe’ -«. Gedenken »Othello’s«, des furchtbaren Eindruckes des Traumes von Cassio, durch Jago erzählt. –
Später wandelt R. auf den Söller, durch die offene Türe von Fidi’s Stube hört er die drei Ältesten langsam und ernst beten, wie ich es sie gelehrt habe, für alle Ihrigen, für den König, für alle Menschen. Das ergreift ihn und freut ihn sehr. – Wir lesen weiter in Gfrörer.
[1] Cul de Paris: „Französischer Hintern“; eine, der Mode der Zeit entsprechende Polsterung des Gesäßes.