Verehrtester Freund und Genosse!

Richard Wagner an Karl Hill, Schwerin

Ich nehme für gewiß an, daß Sie der Meinige sind, dennoch bitte ich Sie, noch die an Sie von mir ausgegangene Aufforderung mit Bestimmtheit zu beantworten, damit ich nicht nur Ihrer definitiven Zustimmung gewiß bin, sondern auch meinem Verwaltungsrathe zur Berechnung der Kosten Ihre Entschädigungsansprüche melden kann. Also bitte, ein gutes und freundliches Wort.

Wie steht es mit unserer Senta von damals? Dürfte die jetzige Frau Kapellmeisterin “Schmitt”[1] jetzt nicht so weit sein, von mir noch um ihre Mitwirkung angegangen zu werden? Ich sähe und hörte sie gern als »Gutrune« in der Götterdämmerung. Könnten Sie hier vielleicht etwas bei dem Herrn Gemahle vermitteln? Gute und talentvolle Sängerinnen, welche noch nicht in den eigentlichen Primadonnenstrudel hineingerathen sind, fällt es mir so schwer aufzufinden. Können Sie mir hierfür nicht mit einem guten Rath helfen? Mir fehlt auch noch die Sieglinde! –

Im freudigsten Gedenken Ihres so verheißungsvollen Besuches im vorigen Jahre, grüße ich Sie herzlichst als

Ihr ergebener
Richard Wagner

Bayreuth, 7. Febr 1875.


[1] geb. von Csanyi

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