Geehrtester Herr!

Richard Wagner an Adam Ludwig Mazière, Mainz - Mittwoch, 10. Februar 1875

Ich habe Ihnen vorigen November, als Sie so freundlich waren mich zu besuchen, kein Hehl daraus gemacht, daß ich 10000 Gulden gebrauche. Sie ließen mir (brieflich) die Hoffnung, die Hälfte dieser Summe, deren andere Hälfte Sie mir in vertragsweiser Form sofort zustellen, bis Ostern dieses Jahres nachzuzahlen. Hierauf begründete ich eine Rechnung meinen Verpflichtungen gegenüber. Können Sie mir jetzt die Zusicherung geben, zur Ostermesse d.J. mir diese 5000 fl. (sei es auch in Wechseln) zuzustellen, so werde ich mir hierauf hin durch meinen hiesigen Credit zu helfen wissen. Ist Ihnen dies nicht möglich, so bitte ich Sie – in reiner Berücksichtigung der soeben von mir bezeichneten Lage mir zu gestatten, wegen Lieferung einer Ouvertüre mit C.F. Peters abzuschließen, wodurch meine Lage sofort in das Gleichgewicht gebracht werden würde.

Es versteht sich, daß ich diese hiermit erbetene Concession Ihrerseits als eine ausdrücklich von Ihnen gestattete partielle Entbindung von meinem Contracte auffasse und demnach diese eine Composition Ihrerseits mir gleichsam zu freier Verfügung zurückgegeben wäre. Ich ersehe nämlich keinen anderen Weg mir zu helfen. –

Übrigens bleibe ich noch für 8 Tage hier, da ich das Wiener Konzert (am 1. März) vor dem in Pest (10. März) gebe.

Ich ersuche Sie, mich umgehend davon zu benachrichtigen, ob Sie mir den erbetenen Dispens zu ertheilen gesonnen sind.

Für Ihre anderweitigen Nachrichten und Zusicherungen bestens dankend, verbleibe ich

Ihr
hochachtungsvoll ergebener
Richard Wagner.

Bayreuth 10. Februar 1875.

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