Ostertag; die Kinder in die Kirche geschickt, ich habe wiederum mit der Wäsche zu tun. Beim Frühstück, indem ich überlege, daß wir beinahe ohne unser Zutun von einer ganzen bösen Familie von sieben Menschen befreit sind, sage ich zu R., daß wir entschieden einen Stern haben, welcher unsere Dummheiten gut macht, flickt, was wir in dem Gewebe des Lebens zerreißen, der Flickstern nennen wir ihn, für Glück- und Fix-Stern, und lachen viel darüber.
R. hatte heute wieder einen wilden komischen Traum! Er brauchte 4000 Th. und suchte sie bei Juden, wovon einer ihm inmitten des Geschäfts die Arie aus der »Weißen Dame« vorsang und R. nicht umhin konnte zu bemerken: Er hat eigentlich eine gute Tenor-Stimme! –
Kmeister Levi meldet telegraphisch einen eingehenden Brief, was so viel heißt, als daß sie Tristan in München für R. nicht geben. Wahrscheinlich aus Angst vor seiner Anwesenheit.
Erzherzog Viktor[1] läßt erklären, daß er keinen Patronatschein sondern eine Loge nimmt, wogegen R. ihm erwidern läßt, daß man für Geld nicht in sein Theater kommt! Abends einige Bekannte und der Violoncellist Fischer[2] aus München, welcher uns Sonaten von Beethoven spielt. – R. heitrer Laune.
[1] Ludwig Victor (geb. 1842), aus einer habsburgischen Nebenlinie.
[2] Franz Fischer (1849-1918), in der Nibelungenkanzlei tätig, seit 1879 Dirigent der Hofoper München, Mitdirigent beim Parsifal 1882.