Sonnabend 27ten (27. März 1875)

Cosima Wagner Tagebücher

R. leider keine gute Nacht. Ich habe am Morgen Wäsche zu legen; er hat immer Orchesternöte, sie schrauben die Bedingungen so hinauf, daß die Kosten sehr vermehrt werden. Ein Herr v. Sydow[1] schreibt aus Hamburg nach der Logier’schen Methode[2], weil er in der Autobiographie gelesen, daß R. darin die Komposition gelernt, überall habe er danach geforscht und sie nicht erhalten! R. antwortet ihm in guter Laune. Schönes Wetter, Frühlingsluft, viele Vögel draußen, wenn nur das Leben nicht so plagte und man dem Einen einzig sich widmen könnte. – 

Abends in Gfrörer gelesen; R., dem die Geschichte der Bekehrung zum Katholizismus sehr durch den Sinn geht, erklärt sich dies durch die schauderhafte Philosophie, hätte Gfrörer Schopenhauer gekannt, so hätte er wahrscheinlich einen solchen Schritt nicht begangen.

„Zu »Leubald und Adelaïde« wollte ich nun eine Musik schreiben, wie die Beethovensche zu Goethes »Egmont«; namentlich sollten die so unterschiedlichen Gattungen der Gespensterwelt angehörenden Geistererscheinungen durch die entsprechende musikalische Begleitung ihr rechtes Kolorit erst erhalten. Wie es zu ermöglichen sei, schnell das nötige Komponieren mir anzueignen, sollte mich Logiers »Methode des Generalbasses« lehren, welche man mir in einer musikalischen Leihanstalt als zweckmäßiges Lehrbuch zur schnellen Erlernung des Komponierens anempfohlen hatte.“
Richard Wagner, Mein Leben


[1] Herr von Sydow: Hans oder Emil von Sydow, Hamburg.

[2] nach der Logier’schen Methode: Johann Bernhard Logier (1777 – 1876), in Irland und England wirkender deutscher Musikpädagoge, RW erwähnt seine Methode in „Mein Leben“ (siehe Bild).


Dieser Inhalt kann nicht kopiert werden. / This content cannot be copied.

Wir verwenden notwendige Cookies, die dabei helfen, unsere Webseite funktionell nutzbar zu machen.
Akzeptieren