Dienstag 13ten (13. Januar 1874)

Tauwetter ist eingetreten, ich bin beständig im Hause, Vor- und Nachmittag; R. nimmt die Korrekturen der Biographie* weiter vor, der Aufenthalt in Paris erscheint ihm immer grauenhafter; „ach, es war alles hübsch“. – Von dem Wahlunsinn erzählt er mir, daß sie in Chemnitz einen Sozialisten, oder wie diese Leute heißen, gewählt haben, welcher die Stadt nicht einmal betreten darf, und wie kam dies, weil fünf- bis 6000 Bürger sich der Wahl enthalten haben, „o dieses Parlament“ ruft R. aus, „könnt ich nur mit Bismarck einmal darüber sprechen“. In Bayern scheinen sie zumeist im ultramontanen Sinn gewählt zu haben. – 

Abends lese ich Hölderlin, und zumeist Schiller und Goethe über ihn, denn er selbst fesselt uns wenig; seine Briefe an Schiller gemahnen mich an manche Briefe an R. (Herrig, Stade, Fuchs etc.), immer mit sich selbst beschäftigt. R. liest in Freytag weiter und findet, daß er einen guten Gedanken hat, die unselige Trennung des Landsmannes von dem Gebildeten durch den Einfluß der Latinität zu erklären. – 

Da uns Hölderlin nicht fesselt, lesen wir Colebrooke’s Abhandlung über die Vedas und gelangen zu den Auszügen aus den Upanishads.


* „Mein Leben“ Band 3 publiziert 1875 in einer Auflage von 18 Stück.

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