Dienstag 16ten (16. Juni 1874)

Cosima Wagner Tagebücher

Das Wetter wird wieder mild. Viel mit Lusch gearbeitet. – Manche Rechnung läuft ein, ich bemerke zu R., wie seltsam dies sei, daß ich, welche eigentlich keine Geldnöte gekannt, beständig in Sorge sei, und daß er, welcher so darunter gelitten, niemals von Angst befallen sei. 

Dr. Haase hat seinen Prozeß gewonnen. – 

Einige Aufsätze über Andreas Hofer ergreifen mich sehr, und ich meine, daß er eine tragische Figur sei. R. sagt, er habe für Röckel seiner Zeit einen Text entworfen gehabt, wie immer habe er den Gegenstand gleich in drei Akten gesehen, der erste wäre gewesen das Versammeln der Leute um sich auf dem Berg. Röckel habe aber nichts getan!… 

Wir kamen auf die »Jüdin« zu sprechen und R. sagt, diese Partitur habe ihm, nachdem sein Geschmack sich gänzlich verworfen habe, wieder den Sinn für saubere Musik gegeben. 

Wir sprechen von Mozart’s Instrumentierung, und R. erwähnt von Gluck in der »Armide« einen Eintritt der Klarinette, von welchem man sich früge, woher er denselben nur habe, so schön und ergreifend. – 

Richter geht in »Don Juan« und glaubt in der Elvira eine Walküre entdeckt zu haben.

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