Eva’s Geburtstag. – Mit der Meisterweise, mit welcher sie zur Welt kam, wird sie auch heute begrüßt; ich erinnere R. daran, wie er mir bei ihrer Geburt in das Ohr raunte: „Ich habe nie geliebt“, er antwortet: „Wer dich liebt, hat niemals geliebt.“ Neulich, wie wir nach einem Tage des Ärgers für R. (uns) in die Arme gefallen waren, sagte er mir abends darauf, „ich verstehe jetzt, wie man aus Liebe sterben kann, ich glaube, die Liebe in ihrer ganzen Gewalt empfindet man nur in meinem Alter; heute, wie ich dich hielt, war ich der Ohnmacht nahe“. –
Ich kann es ihm nicht sagen, wie ich ihn liebe, und leide darunter, so muß man nur handeln, denn sagen können wir unser Sein uns nicht. Kinder werden eingeladen, das neue Haus durchlaufend. R. leider immer mit Korrekturen sehr beschwert, wäre Richter* nur hier! –
Abends in Gibbon gelesen. Vorher liest mir R. eine Stelle aus dem Freytag’schen Buche vor über die fahrenden Leute, an welche er Luther anknüpft. „Solch ein fahrendes Wesen, ein Genie, ist gewiß“ – sagt R. – „der Dichter des Nibelungenliedes gewesen; denn der Gegenstand, den er besang, war damals ganz verachtet, zumal seines alt-heidnischen Anklanges wegen der Geistlichkeit verhaßt. Was wüßten wir z.B. von Shakespeare ohne die Buchdruckerkunst.“