Dienstag 4ten (4. August 1874)

Cosima Wagner Tagebücher

Werden die Schiffe nach Spanien gehen, das ist jetzt die politische Frage. Außerdem wird der Bischof von Köln eingesperrt; seltsamste Lage, ich befürchte eine allgemeine Konflagration gegen Norddeutschland. Am Nachmittag, Freund Klindworth erwartend, spielt R. „Cendrillon“ von Isouard und erzählt mir, er habe das Lied daraus, „Cendrillon Cendrillon“, von einem alten Weib in Meudon, welche ein Puppenspiel hatte und Aschenbrödel aufführte, zuerst und zuletzt gehört, und damals habe es ihn sehr ergriffen. Mit Freund Standhartner sang er viel »un segreto d’importanza una cosa stravagante« aus der »Cenerentola« von Rossini. 

Freund Klindworth kommt an, um nun hier den zweiten Akt der Götterdämmerung wieder zu arrangieren, welcher zwischen Moskau und Bayreuth verloren gegangen ist. Er erzählt viel von Hans, dessen Launen, jetziger Passion für England u.s.w. Er soll die Absicht haben, nach seiner amerikanischen Reise sich in Deutschland um eine Kmeister-Stelle umzusehen, dabei schmäht er Deutschland beständig! – 

Abendgespräch; R. entwickelt seinen Lieblingsgedanken, den Russen Constantinopel zu übergeben, hofft, daß dies in Bismarck’s Absicht läge, behauptet, daß der Deutschenhaß, von welchem Freund Klindworth berichtet, ein künstlicher sei.

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