Dienstag 7ten (7. Juli 1874)

Cosima Wagner Tagebücher

Englisch, Französisch, Literatur mit Lusch getrieben; viel Vergnügen daran, R. frägt mich, ob ich wirklich glaube, daß in diesem Alter Interesse dafür da sein könne; er entsinnt sich allerdings, daß mit acht Jahren schon die Gedichte »Der Taucher*« und namentlich »Die Bürgschaft*« ihm einen ungeheuren Eindruck gemacht, »die gigantischen Schatten des Abends«, das sei ihm wie der Gipfel aller Poesie erschienen.

Besuch von Freund Feustel, gleichfalls von Frau v. Schleinitz unterrichtet; sie erwartet von der Verlosung 9 bis 10000 Thaler. Bismarck ist nun in Kissingen, unser Dekan reist hin, um ihn zu sehen. Ein vollständiges ultramontanes Komplott scheint in München gescheitert zu sein. – Glück der Deutschen, noch legitime Fürsten zu haben. –

R. spricht bei Tisch, er möchte es nur so weit bringen dürfen, um Fidi’s Studien zu lenken und mit ihm wieder zu beginnen – abends das Rheingold.


*Balladen von Friedrich Schiller

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