Donnerstag 16ten (16. April 1874)

Cosima Wagner Tagebücher

Immer Hausarrest, dabei Verödung des Hausstandes, da Vorhänge und Möbel schon entfernt werden. R. arbeitet nicht, schreibt an den Sekretär des Königs, „gemütlich“ sich beklagend, daß ihm eine so große Gnade bewilligt worden sei und kein Wort dazu ihm geschrieben. Abends geht R. in das Kränzchen, wo Pr. Fries, der die Meistersinger soeben in Nürnberg gesehen, berichtet, daß es der größte Kunsteindruck sei, den er empfangen habe. – 

R. erzählt mir, daß, von einem Jungen angebettelt, er denselben zuerst abgewiesen, dann aber zurückgerufen, seine elende Miene habe ihn erbarmt; er habe ihm einen Gulden gegeben: „Er würde sehen, ob die Mutter ihm etwas dafür anschaffe“, dann sollte er wiederkommen, er werde wieder einen Gulden erhalten. R. wird von den Kranzbindern getadelt, begreift aber nicht, daß in einer kleinen Stadt so viel Armut bestehen könne. –

Der Brunnen im Hause endlich zu Stande mit Pumpe, viele Hühner im Hühnerhof, dazu ein Barometer angeschafft und einen vortrefflichen Gärtner: Konrad Rausch, acquiriert, der selbst aussieht wie eine alte Wurzel. –

In New York haben sie Lohengrin gegeben.

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