Donnerstag 29ten (29. Oktober 1874)

Cosima Wagner Tagebücher

R. hatte wiederum eine unruhige Nacht, er träumte zuerst, daß seine erste Frau ihn verhöhnte, daß er sie darauf schlüge und sie sich vergifte und einige Tropfen des Giftes ihn bespritzten; dann, daß er auf Lenbach in meinem Bezug eifersüchtig sei, und daß Mimi Schl.[i] ihn zu trösten versuche! –

Ich schreibe an die arme Witwe Peter Cornelius’ – 

R. arbeitet; sagt, er entwirft seinen Plan wie den einer Schlacht, jetzt rückt er mit diesen, jetzt mit jenen Geschützen heran. Noch einen Monat, wenn die Götter ihm Ruhe gönnen, wird er brauchen, um fertig zu werden. Vollendet das hehre Werk. – Tränen erfüllen meine Augen, wenn ich das bedenke. – 

Abends spielen uns die Kinder eine improvisierte Komödie, wobei Boni – sonst ziemlich teilnahmslos – sich durch Einfälle und Lebhaftigkeit auszeichnet. Wir lesen dann die Schlacht [von] Spichern, nachdem ich noch einen traurigen Eindruck von Daniella’s Heftigkeit und unanmutiger Art des Verkehrs mit ihren Schwestern erhalten hatte. Hans hat meinen Brief erhalten.


[i] Marie von Schleinitz

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