R. nicht viel schlafend, dachte diese Nacht viel an seinen Tod, wünscht in dem Saal, den Blick gewendet gegen mein Bild, sein letztes Krankenbett aufgeschlagen. –
Tropischste Hitze, vielleicht der heißeste Tag des Jahres. – Ich erzähle R. einen Ausspruch der Fürstin Taxis, welche gesagt: »Zuerst muß eine Revolution kommen, dann geschieht der Sieg der Kirche.« – Ja, sagt er, Rom hat sich immer am besten nach den Revolutionen befunden. Weiter zurückkehrend auf die römische Domination sagt er: »Es ist unbegreiflich, daß sich die deutsche Sprache erhalten hat.« –
Ein Parfümeriehändler bietet sich an (aus Nürnberg), für das Unternehmen etwas tun zu wollen, wenn man ihn zum Hoflieferanten des Königs machen will! –
Abends lesen wir »Merlin’s Geburt« aus, der Schluß fällt etwas ab, es sieht aus wie ein Jugendwerk Shakespeare’s, der anderen nicht unwürdig, allein nicht ebenbürtig.
Nach der Lektüre im Garten gewandert (vorher nach Rollwenzel mit den Kindern), melancholischer abnehmender Mond, wie über ein »Schotte’s Loch«, »über die Macbethische Heide«. Ich selbst durch übles Benehmen Lusch’s sehr melancholisch gestimmt. –
R. sprach vom »Faust« und sagte: »Das und die Beethoven’sche Symphonie, darauf einzig kann Deutschland stolz sein; denn das ist ganz deutsch, populär deutsch und umfaßt die ganze Welt, es ist das größte Meisterwerk.« Ich: »Doch nicht über Shakespeare.« R.: »Shakespeare ist das wahrhaftigste Bild der Welt, der ›Faust‹ ist der Kommentar zu dem Bild, der Kommentar zu Shakespeare.«