Ich hatte eine schlimme Nacht und muß mich in Folge dessen fiebernd und heiser zu Bett halten, die Kinder auch sämtlich erkältet.
R. liest am Morgen die jüngste Schrift von unserem Freund Nietzsche[1] und faßt sein Urteil also zusammen: „Es ist die Schrift eines sehr bedeutenden Menschen, und wenn er sehr berühmt werden sollte, wird auch diese Schrift einst beachtet werden. Sie ist aber noch sehr unreif, alle Anschaulichkeit fehlt ihr, weil er niemals Beispiele aus der Geschichte gibt und doch viele Wiederholungen und keine eigentliche Einteilung hat. Diese Schrift ist zu schnell erschienen. Ich weiß niemanden, dem ich sie zur Lektüre geben könnte, weil ihm keine Mensch folgen kann. Die Grundidee hat Schopenhauer schon ausgesprochen, N. hätte sie viel mehr vom pädagogischen Standpunkte aus beleuchten sollen.“ – Ich lege hier die Telegramme des Königs und des Fürsten[2] bei, weil sie mir sehr erfreulicher Art dünken.
[1] siehe 22. Februar 1874.
[2] Zwei Zeitungsausschnitte: Korrespondenz Ludwigs II. mit Bismarck zu dessen 59. Geburtstag am 1. April
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