Text Gerald Polzer Photos Doris Schulz
Nach der wilden Raubritterburg Aggstein war zirka zwanzig Kilometer donauabwärts am linken Ufer Dürnstein die nächste Station des Brautzuges von Kriemhild. Interessanterweise wird im Nibelungenlied über diese prächtige Festung wenig bis gar nichts berichtet – doch dies hat einen geschichtlichen Hintergrund.
Bei der Schaffung des Liedes um 1200 wurde der englische König Richard Löwenherz in Dürnstein festgehalten und erst nach Zahlung eines enormen Lösegelds wieder auf freien Fuß gesetzt. Hauptbeteiligte an diesem Komplott waren der Babenberger Herzog Leopold V. und der deutsche Kaiser Heinrich VI., die sich ihr Raubgut brüderlich teilten. Unangenehme Nebenerscheinung war der Kirchenbann Papst Coelestins über Leopold V. – wegen der Gefangennahme des „Kreuzritters“ Richard Löwenherz. Erst als der Herzog nach einem Unfall am Sterbebett lag, wurde dieser Bann gelöst und Leopold V. konnte in Frieden in den Himmel auffahren. Heute würde man sagen, dass die damaligen Herrscher und der Ort der Geiselhaft ein „schlechtes Image“ hatten und deswegen bei der Berichterstattung eher unter den Tisch gekehrt wurden.
Weltkultur an der Donau
Sei´s drum, Dürnstein ist ein pittoreskes Plätzchen mit einer hoch aufragenden Ruine und dem eng zwischen Hügel und Donau geschmiegten Ort. Als UNESCO Weltkulturerbe hat Dürnstein viel zu bieten: Der blaue Turm des ehemaligen Augustiner – Chorherrnstiftes mit der Dauerausstellung „Entdeckung des Wertvollen“ und die gewaltige, etwas düstere Clarissinnenkirche sind besonders hervorzuheben. Ein Spaziergang durch die engen Gässchen hat Charme und neben Kitsch und Tand gibt es guter Wein zu kaufen. Besser noch Sie kehren in einem lauschigen Heurigen ein und genießen die Trauben der Wachau mit wunderbarem Blick auf die ewige Donau.
Tipp
Vor dem Heurigen empfiehlt sich ein Aufstieg zur Ruine Dürnstein – nicht beschwerlich und man kann sich ein wenig in Richard Löwenherz versetzen. Wer erst einmal die romantische Ruine erklommen hat – vom Stadtzentrum benötigen Sie dafür ca. 20 Minuten -, der wird mit einem prachtvollen Panoramablick belohnt.
Text: Gerald Polzer