Zuflucht vor wahren Raubrittern
FOLGE 01 – BURGRUINE SCHAUNBERG
Address
Burgruine Schaunberg
GPS
48.34145895, 13.977382010088
Gebiet Oberösterreich, Eferding | Höchster Punkt 416 m
Heutzutage bietet die idyllische Landschaft rund um Eferding dem Reisenden sanfte Hügel, freundliche Menschen und das weltberühmte knackige Gemüse. Im Mittelalter schaute die Sache anders aus – auf den Bergrücken des Donautales östlich von Passau trieben berüchtigte Raubritter ihr Unwesen. Vichtenstein, Rannariedl und Haichenbach hießen ihre Burgen, von denen sie zu ihren Raubzügen aufbrachen.
Siegfrieds Witwe Kriemhild war auf ihrer Reise zu Etzels Hof in Begleitung ihres Onkels Pilgrims gerade zwischen Passau und Enns unterwegs. Der Bischof von Passau begleitete sie bis zur Schaunburg, um seiner Nichte besonderen Schutz vor den wüsten Gesellen zu bieten. Hier zeigen sich Parallelen der Dichtung zur Realität um die Jahrtausendwende: Die Äbtissin Gisela vom Kloster Niedernburg war als Tochter des Bayernherzogs Heinrich tatsächlich die Nichte des echten Bischofs Pilgrim.
„Nun war gen Everdingen · die Königin gekommen.
Manche im Baierlande · hätten wohl genommen
Den Raub auf der Straße · wie es ihr Gebrauch,
Und hätten so die Gäste · mögen schädigen auch.“
Strophe 1352
Das hatte wohl verhütet · der edle Rüdiger:
Er führte tausend Ritter · oder wohl noch mehr.
Da kam auch Gotelinde, · Rüdigers Gemahl,
Mit ihr in stolzem Zuge · kühner Recken große Zahl.
Strophe 1353
(Das Nibelungenlied, in der Übersetzung von Karl Simrock.)
Empfang mit allen Ehren
Damals war die Burg die eindrucksvollste Wehranlage weit und breit, die Schaunberger als Besitzer verfügten über Hofstaat, Gerichtsbarkeit, Kirchenpatronat und der Herrschaft über umliegende Gebiete.
Kriemhild wurde als Königstochter mit allen Ehren empfangen und genoß Gastfreundschaft, die wunderbare Aussicht und stille Andacht in der Hofkapelle. Am nächsten Tag zog der Tross nach Enns und Pechelarn, dem heutigen Pöchlarn, weiter, denn Markgraf Rüdiger war ebenso im Gefolge der Königin. Dort bereiteten seine Untertanen ihnen einen prächtigen Empfang – von diesen Ereignissen werden wir ein andermal berichten.
Der Glanz vergangener Tage
Die Schaunburg hat ihre Zeit als Residenz längst hinter sich, bietet aber nach wie vor ein reizvolles Ausflugsziel. Die Struktur der mächtigen Anlage ist gut erhalten und vorbildlich renoviert. Den Mittelpunkt bilden der mächtige Palas und – und einem in die Höhe gestreckten Finger gleich – der begehbare Bergfried.
Im 18. Jahrhundert zur Hälfte weggebrochen ist die scharfe Kante des keilförmigen Wehrturms trotzdem gut erkennbar. Durchschreitet man den Innenhof und begeht Zinnen und Mauern, kann man abschätzen, wie gewaltig die Schaunburg im Mittelalter wirkte. Vor den Toren steht als Naturdenkmal eine hochgewachsene Linde, die 1402 gepflanzt wurde und unter König Wenzel als Gerichtsort der Gemarkung diente.
Wer die ausgedehnte Anlage inspiziert und Lust auf mehr Geschichte hat, dem sei die Klosterkirche von Pupping anempfohlen, wo einst der Heilige Wolfgang seine letzten Worte hauchte. Wen Hunger und Durst plagt, der findet ebenso schnell Erlösung, bei der Einkehr nahe gelegenen Dieplingerhof. Hier warten im Gegensatz zum dunklen Mittelalter keine Raubritter, sondern freundliche Wirtsleute. Man entrichtet zwar seinen Obolus, doch dafür gibt es Feines zum Schmausen und keinen Hieb mit Schwert und Morgenstern.
TIPP:
Landgasthof Dieplinger
Familie Langmayr
Brandstatt 4, A-4070 Pupping bei Eferding
→ WEBSITE
Burgruine Schaunberg
Schaumberg
4074 Schaumberg (Gemeinde Hartkirchen)
Durchgehend geöffnet.
Ein Parkplatz befindet sich ein paar Gehminuten von der Burgruine entfernt.
Bis Hartkirchen ist die Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln möglich, danach erfolgt ein Aufstieg zu Fuß mit mässigem Schwierigkeitsgrad.