R. an seiner Arbeit, ich an der meinigen; um die elfte Stunde ruft er mich hinunter, um mir zu zeigen, wie die Sonne auf mein Bild von Lenbach fällt und es verklärt! R. zitiert aus »Ritter Toggenburg«[i], wie er wartet, bis die Liebliche sich zeige.
Er geht heute nicht aus. Abends finde ich [ihn] völlig schwermütig – solange die Kinder da sind, spricht er nicht, wie sie sich entfernt haben, bricht er aus: »Wozu die schwere Arbeit, welche ich mir da aufgebürdet habe und welche ich nur der Schändung preisgeben kann; wer achtet es, die Besten, Liszt und Bülow, die suchen möglichst rasch damit fertig zu werden. Was könnte mich zu einer so mühsamen Ausarbeitung ermutigen außer der Gedanke, daß es genossen wird. Es ist ein Wahnsinn, woher soll ich die Lebenskraft hernehmen?«
Ich suche ihn zu erheitern, so gut meine armen Fähigkeiten es können. Die Lektüre (Schluß der Rede[ii]) zieht ihn allmählich davon ab. Mich interessiert die englische Rede sehr; R. empört es immer auf das neue, daß Schopenhauer so wenig gekannt sei, sonst findet er auch, daß es ein interessantes Exemplar von englischer Kultur ist.
[i] Ballade, 1797, von Schiller.
[ii] Tyndalls Vorlesung: https://theconversation.com/john-tyndall-how-a-lecture-in-belfast-150-years-ago-supercharged-the-modern-debate-on-consciousness-235804