Ich bin nun soweit Ihrer Aufforderung, eine Elite- Deputation des Königl. Hoforchesters zur Mitwirkung bei meinen Bühnenfestspielen in Anspruch zu nehmen, vorläufig in vertraulicher Form zu entsprechen. Ein vorzügliches Quintett von Streichinstrumenten, dazu aber noch ein sehr guter Bratschist mehr, würden mir gut thun. (Mit den Bratschisten habe ich nämlich meine Noth: während sonst die Anmeldungen der verschiedenen von mir angegangenen Orchester alle Instrumente, oft überzählig, zu besetzen mir erlauben, bleibt die Bratsche immer noch zurück. Auch in München hatte ich damals meine Noth!) Auf meinen alten Freund Tombo als Harfenisten möchte ich jedenfalls rechnen können: hoffentlich hat er einen Schüler für den Urlaub als Ersatz zu bieten?
In Betreff der Zeit, welche die Herren mir für Bayreuth schenken müssen, verweise ich Sie auf den, in dem beiliegenden gedruckten Einladungsschreiben an die Sänger bezeichneten Ausführungsplan. Als Entschädigung habe ich durchschnittlich 50 Thlr. pr. Monat (inclusive Reise) festgesetzt und fast überall zur Annahme gebracht: der halbe Monat dieses Jahres soll aber, der Reise wegen, ebenfalls mit 50 Thlr. entschädigt werden.
Ich habe noch einige Schwierigkeiten in Betreff der Besetzung, vorzüglich der »Sieglinde« und – der Gerechtigkeit wegen, wäre ich fast versucht, Frau Vogl mir als Isolde anzusehen und zu hören. Ich höre von ihr, namentlich in den »Zeitungen« – viel Gutes. Vielleicht melde ich mich bald einmal beim Hofsecretariat um eine Aufführung des Tristan.
Sehr freuen sollte es mich, wenn Sie mir einen geneigten Bericht in Betreff meiner Anfrage für das Orchester zukommen lassen dürften, da es – wie Sie dieß ganz richtig fühlten – immerhin etwas Befremdliches haben müßte, wenn das Hoforchester desjenigen Monarchen, zu dessen Ruhme ich in Wahrheit mein ganzes Unternehmen in das Auge gefaßt habe, hierbei gänzlich unbetheiligt bleiben sollte.
Mit hochachtungsvollem Gruße
Ihr
ergebener
Richard Wagner.
Bayreuth, 14. Febr. 1875.