Da Sie (was ich nicht angenommen hatte) Herrn Knapp meinen letzten, ihn betreffenden Brief wörtlich mitgetheilt, und ihn somit in die Verlegenheit gesetzt hatten, einige vertrauliche, fast scherzhafte Ausdrücke auf sich zu beziehen, – so bitte ich Sie nun, auch diese heutige Mittheilung ihm zur wörtlichen Kenntniß bringen zu wollen.
Ich spreche Herrn Knapp von jedem Verdachte, von einer gewissen Einrichtung des Mannheimer Hoftheaters persönlich profitiren zu wollen, vollständig frei, schätze seine Person und sein Talent, und erkläre, daß, fühlte ich mich autorisirt auf Kosten meiner Patrone einen Künstler zu unterstützen, ich im Betreff des Herrn Knapp keinen Augenblick anstehen würde, die reichlichste Entschädigung zuzugestehen. Allein hier stoße ich auf einen Entscheid des Mannheimer Theater-Comité’s, welcher mich geradezu empört. Einem Künstler, welcher bei dieser Gelegenheit Nichts profitirt, einen Tribut aufzuerlegen, wie er nur von einem persönlichen Gewinn beansprucht werden kann, – und dies im Angesichte eines Unternehmens, wie des meinigen, wo Alles nur durch freiwillige Opfer zu Stande kommt, bekundet eine Absicht und eine Gesinnung, welche mich wünschen macht, daß ihr eine Strafe und öffentliche Züchtigung zu theil werde.
Meine Patrone werden diesem vortrefflichen Comité ihren Tribut nicht zahlen, und somit entsage ich, und zwar einzig aus diesem Grunde, der Mitwirkung des von mir durchaus hochgeachteten Herrn Knapp bei meinen Festspielen.
Mit herzlichem Gruße verbleibe ich der
Ihrige
Richard Wagner.
Bayreuth,
13. Februar 1875.