So will ich Sie immer noch nennen, im Angedenken an die Zeiten, wo Sie und Ihr guter Jakob, mir so viel Treue und Liebe bewährten! – Ich kann die Weihnacht nicht vorübergehen lassen, ohne Euch zu bezeugen, daß ich nie aufhöre, jener Zeiten eingedenk zu sein. Für mein Pathchen Wilhelm, welchen ich gern mit meinem Fidi hätte aufwachsen sehen, übersende ich Ihnen heute noch ein kleines Pathen-Geschenk, entweder für dessen Sparkasse, oder um ihm etwas recht Gutes und Nützliches dafür von seinen guten Ältern anschaffen zu lassen. Nehmen Sie es gut auf! –
Mit großer Befriedigung höre ich, daß es Euch immer gedeihlich und gut geht. Hoffentlich ist Jakob immer ordentlich gesund? -. Wir haben nun die Einrichtung unseres Hauses, mit Hängen und Würgen, aber ganz zu unserer Zufriedenheit überstanden: Sie werden, wenn Sie uns besuchen, sich darüber doch freuen. Die Gesundheit ist Gott sei Lob! durchgängig gut; und die Kinder, namentlich wohl Fidi, machen uns große Freude. Wir haben hier auch vortreffliche Freunde, welche uns das Leben sehr leicht machen. Meine große Unternehmung macht mir zwar viele Sorgen, aber sie schreitet vorwärts. Schon im nächsten Sommer werden grosse Proben in meinem Theater statt finden, und 1876 sind die Aufführungen. Nun, dazu kommen Sie gewiss her? – Immer noch denke ich, dass, wenn Ihr Euer Vermögen in Luzern schön emporgebracht habt, Ihr hier eine sehr leichte (weil nur für kurze Zeit in jedem Sommer) aber gewiss gut einträgliche Gast-Unternehmung zu Stande bringen sollt. Darüber bald näheres! Für heute, herzlichen Gruß von Allen in “Wahnfried” an Alle “im Moos!”
Bayreuth
22. Dez. 1874
Ihr
treu ergebener
Richard Wagner.