Ihr guter Brief hat mich sehr erfreut und beruhigt. Haben Sie Dank für Ihre mir so ungemein wohlthätige Freundschaft.
Daß Sie mit Schott immer noch in Correspondenz, wenn auch »eifriger« stehen müssen, thut mir einzig leid, da ich ersehen zu müssen glaube, daß Sie hier noch auf Schwierigkeiten gestoßen sind. Wegen Ihrer weiteren Vorschläge werde ich, sobald ich zurück bin, sofort Ihren Ansichten beizupflichten haben.
Hier stieß ich zunächst auf großen Aerger. Doch geht nun, Dank meinen außerordentlichen Anstrengungen, Alles gut. Leider wird es mir nicht leicht fallen, die gewünschten Einnahmen nach der erwarteten Höhe uns zur Verfügung zu bringen. Die Calamität ist hier gegenwärtig so groß, daß meine Freunde sich nicht getraut hatten dieselben hohen Preise, wie vor 3 Jahren, zu stellen; statt auf 25 fl. wie damals, wagte man sich nur auf 20 fl. und so im Verhältniß zu gehen; so daß als höchste Brutto-Einnahme dießmal nur fl. 12000 erwartet werden kann. Diese scheint aber durchaus gesichert; denn überall herrscht nur eine Verwunderung darüber, wie jetzt wo alles stagnirt und viele Theater aus Mangel an Besuch ganz schließen müssen, der Name R. W. noch so etwas zu Stande gebracht habe. Mit Pest wird es nicht viel anders werden, und ausschweifenden Annahmen werde ich entsagen müssen; dagegen bin ich entschlossen einen Ausgleich dadurch herbeizuführen, daß ich das Conzert am 14. März in Wien wiederhole, nämlich zu niedrigen Preisen fl. 5, 3 und 1, um dem weniger bemittelten Publikum, welches danach schmachtet, den Besuch zu ermöglichen: man nimmt an, daß dieses 2te Conzert wiederum überfüllt sein werde und die Einnahme, da es sehr geringe Kosten machen wird, sich ganz acceptabel herausstellen soll.
Einstweilen will ich in diesen Tagen, aus schuldiger Rücksicht, dem König eine Privataufführung im Residenz-Theater von denselben Stücken für ihn allein vorschlagen. Nimmt er es an oder nicht, so gedenke ich doch jedenfalls über München zurückzureisen, schon um dort das Sängerpaar Vogel mir anzuhören und zu sehen.
Herzlichst grüßt und dankt mit mir meine Frau! Stets verbleibe ich
Ihr
hoch verpflichteter
Richard Wagner.
Wien
27. Febr. 75.