R. spricht am Morgen von der deutschen Reichsstadt, wir er sie wünschte, am Zusammenfluß von Main und Rhein – „es ist wirklich den Elsässern nicht zu verdenken, wenn sie lieber in Paris als in Berlin sind. Aber von Kulturgedanken it man entfernt, und von der ganzen Reichsgeschichte bleibt die preußische Uniform“. –
Viel Freude an Fidi; R. sagt: „Er ist doch das schönste Zeugnis für unsere Liebe“, und wie ich ihm erzähle, daß durch den Lichtschirm, welchen sich der Junge schräg aufsetze, ich dazu gekommen sei, ein Auge von ihm einzeln zu sehen und sehr überrascht von dessen Schönheit und Glanz gewesen sei, sagt er: „Ja, ein Auge würde gewiß viel mehr wirken als zweie, daß die Natur uns zweie gab, zeigt, daß es ihr hierbei nicht gar auf das Gesehenwerden, sondern auf das Sehen ankam.“
Brief von Marie Schl., die Vortreffliche arrangiert in Berlin Tableaux(1) zum Besten Bayreuths. Abends in Tieck’s kritischen Studien gelesen und dabei uns über seine Erzählung eines Volksschauspieles sehr gefreut. – R. erzählte mir, daß sein Onkel von den Arbeiten über Goethe und Shakespeare, welche Tieck vorhabe; sprach und ihm gesagt habe, es höre sich alles, was er darüber sage, wundervoll an, aber Tieck „sei faul“, führe nicht aus.
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(1) Tableau Vivant: Lebendes Bild. Nachbildung eines Gemäldes oder einer Szene aus der Geschichte (oder hier einer Wagner Oper) mit Darstellern, die einige Minuten lang still standen, meist mit Musikbegleitung und Szenenwechseln, die durch das Aufziehen und Absenken eines Vorhangs gekennzeichnet waren.