Mittwoch 17ten (17. Juni 1874)

Cosima Wagner Tagebücher

Wundervolles klares Wetter, gestern zeigte mir R. die Mondsichel mit dem Abendstern, das schöne Zeichen am Himmel. Die Marmorplatten auf dem Hause werden mit dem Spruch eingesetzt, die Leute auf der Straße blicken neugierig hin. 

Wir erhalten Berichte über Tristan und Isolde in Weimar, einen sehr hübschen von G. Davidsohn, alles wäre schön gewesen, nur König Marke wird einfach nicht erwähnt, dieser Träger der sittlichen Weltordnung und dadurch Todesverkünder.

Bei dem Zitat Nacht der Liebe sagt R.: Das ist Wahnfried. Wir nehmen uns vor, den Spruch niemandem zu erklären. R. arbeitet. Wir gedenken oft seiner Familie in Leipzig, ihr Verhalten gegen uns unbegreiflich.

Abends die Musiker, dritter Akt von Siegfried wird vorgenommen. Besuchsanmeldungen nicht gerade angenehmer Art. – Maneia Manteia Wahn, R. erklärt Richter, wie er eigentlich im Wahn sei, derlei zu unternehmen wie das Bühnenfestspielhaus, während alle Leute sagten: Mein Gott, sämtliche Opernhäuser sind ihm eröffnet, und er ist damit noch nicht zufrieden. Für diese Leute, diese Verständigen sei er ein Wahnsinniger, und doch, aus solchem Wahn, wie z. B. auch der deutschen Idee, entstünde alles Große; Analogie mit dem Tierinstinkt, auch ein Wahn. –

Schließlich macht er den Scherz, man sehe doch, wie er Konzessionen mache, schriebe er doch jetzt eine Oper, welche man selbst in Bayreuth aufführen könne!

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