Mittwoch 18ten (18. Februar 1874)

Cosima Wagner Tagebücher

R. erzählte mir heute seinen Traum, wie er in einer Bühnen-Theaterloge plötzlich wie bei einem Abgrund gewesen sei, Minna zu seinem Entsetzen eingetreten sei und freundlich verweisend ihm aus der Not geholfen; wie sie weiter gehen wollten, die Treppe hinab, wären lauter Kuhköpfe vor ihnen entstanden, immer mehr und mehr, bis das Erwachen gekommen. –

Viel Hausnot, üble Gouvernante; dazu R. nicht wohl – er kann nicht arbeiten; liest des Morgens in Daumer’s neuem Buch gegen Altkatholiken, Straußianer etc., Verteidigung des Wunders.

Wir glaubten, etwas Tiefsinniges dort zu finden, und finden auch Abgeschmacktheit; in der Polemik gegen die andren hat er ganz recht, im Positiven aber ist er ganz seicht, ja kindisch. Einzig auf allen diesen Gebieten ist Schopenhauer tief und scharf. –

Der neue Kopist, Macedonier, besucht mich und erzählt mir, wie am Münchner Conservatorium schmähliche Gesinnung über R. herrsche, auch von Brahms, wie dieser Herr zuerst gegen Propagation von W.’scher Musik gesprochen, wie er aber gemerkt, daß der junge Musiker Wagnerianer sei, habe er bloß gemeint, diese Kunst sei zu schwer für die jungen Leute! –

Ich begehe die Torheit und spreche davon mit R., das bringt ihn wieder auf den Orden, er überlegt sich, wie er nur seine Meinung hierüber kund geben könne. –

Freund Feustel schreibt aus München, daß keine Schwierigkeiten der Sache entgegenstünden, nur daß eine andere Form des Garantie-Aktes verlangt würde. Sorge, daß etwa auf dem Einhalten des Jahres 1875 bestanden würde oder daß nach den Aufführungen das Schalten über das Werk*; dann, sagt R. müsse er alles aufbieten, damit nicht ein Kreuzer aus des Königs Kasse bezahlt würde! – – –


  • Satz unvollständig

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