Erste Probe – die unglaublichen Nachlässigkeiten Richter’s (er hat die Tuben nicht geschickt, und die fest versprochenen Tubisten werden nicht kommen![1]) verursachen viel Not; nichtsdestoweniger, da das Orchester gut vom Blatt liest, ist der Eindruck überwältigend. Alles bis dahin Gekannte verblaßt; wie das Mächtigste in der Natur und über diese zieht das Gehörte an mir vorüber, zieht nicht vorüber, gräbt sich auf ewig ein. –
R. nach der Probe nicht allzu müde; legt sich dann zur Ruhe und ist bei Tisch ganz frisch. Sehr hübsche Briefe der vier Kinder. Abends kleine Gesellschaft bei Marie Dönhoff, Bekanntschaft mit der liebenswürdigen und schönen Gräfin Andrássy[2] gemacht, auch mit Gräfin Festetics[3], Hofdamen der Kaiserin.
[1]In einem Brief an Richter vom Jan, 1875 kündigte Richard an, dass er in München Tuben bestellt hatte, die er direkt an Richter nach Pest sandte. Er bat die eingeprobten Pester Tubisten dann auch für das Konzert in Wien einzusetzen (verabredet war, dass Richter sämtliche Proben leiten würde und Richard nur die Generalprobe und das Konzert dirigieren würde). Zusätzlich zu den Instrumenten hatte Richard auch Harfenstimmen angekündigt.
[2]Frau des österreich. Ministers des Auswärtigen, Graf Julius (oder Gyula) A. (1823-1890).
[3]Marie Gräfin Festetic (geb. 1839), seit 1870 Hofdame der Kaiserin Elisabeth von Österreich.