Montag 28ten (28. Dezember 1874)

Cosima Wagner Tagebücher

Besuch von Freund Feustel, den Fall des Maurers und insbesondere die Klausel des Kontraktes betreffend, wonach vom 410. Patronatsschein an alle einlaufenden Gelder an die Kabinettskasse zu zahlen sind, auch die Konzerte sind mit eingerechnet, und dabei darf bloß Geld erbeten werden für Dekorationen und Maschinerien! … 

Schönes Winterwetter, wenn auch sehr kalt. Die Kinder auf dem Eise. Ich schreibe Briefe nach allen Seiten hin. R. kommt zu mir in mein graues Stübchen, und wie er den Wust von Dingen [sieht], der überall umher liegt, vergleicht er es mit der »Melancholie« von Dürer! … 

Melencolia 1 (1514)

Albrecht Dürer

Abends große Unruhe – ich hatte den ältesten Kindern gestattet, mit der Bonne in ein Zigeuner-Konzert zu gehen, es beginnt um 6 Uhr, ich nehme an, es wird um 91/2 Uhr zu Ende sein; nun aber sind [sie] um halb elf noch nicht heim, und ich werfe mir meine Schwäche sehr vor; R. ist auch sehr aufgebracht, und wir verbringen einen schlimmen Abend, bis endlich die Kleinen heimkommen. Nur keine Schwäche aufkommen lassen, keine Vergnügungssucht, selbst für seine Kinder. (Dazu das Kapitel von Schopenhauer[i] über die scheinbare Absichtlichkeit im Schicksal des einzelnen.)


[i] Parerga und Paralipomena, Bd. I, »Transzendente Spekulation über die anscheinende Absichtlichkeit im Schicksale des Einzelnen«.

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