Sonnabend 10ten (10. Januar 1874)

Im Gewächshaus geschrieben, bei glänzendem Sonnenschein, unsäglich beruhigender Aufenthalt, kein Buch der Welt kann, glaube ich, so wohl tun wie diese grünen Blätter, die sich mir wie schmeichelnd streichelnd entgegen strecken.

R. pflegte heute Loldi’s Füße! Und sagt: „Ich tue so gern einem Kinde so etwas.“ Gestern ging er mit Fidi spazieren, dann zu Angermann Bier und Brezel mit ihm genießen. Dereinst werden wohl die Kinder an seine himmlische Güte und Liebe denken, die ihnen im Leben nicht wieder vorkommen wird.

Wie ich ihm von meiner Freude über das Gewächshaus spreche, sagt er: „Ja, das sind unsere Naturfreuden, uns Nordischen, wie im Gefängnis, wo ein erblühendes Veilchen das Herz des Gefangenen entzückt und mehr wirkt als die ganze Natur auf den Freien.“ Die Kälte im Haus ist groß. Viel Schlittschuhlaufen der drei älteren Kinder, abends Luther – der Tod seines Töchterchens, wobei der Geist sich freut, das Fleisch sich grämt! –


(1)Loldi: Isolde,
(2)Fidi: Siegfried

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