Sonnabend 19ten (19. Dezember 1874)

Cosima Wagner Tagebücher

Ich träumte von Trauergewändern, die Folge des peinlichen gestrigen Eindruckes. R. träumte von Fürstlichkeiten, welche er zu empfangen hat, von welchen eine blonde Frau weinte, vor Ärger, zurückgesetzt zu sein. – 

R. bereitet seine Reise vor, um ein Uhr fährt er fort nach Leipzig, um morgen »Jessonda«[i] mit Frl. Mahlknecht[ii] zu sehen. – Wie er fort ist, empfinde ich diese ganze wehmütige Leere, welche sich durch Tätigkeit täuscht. Ich scheue mich förmlich, nach Hause zu kehren. – 

Anknüpfend an seinen gestrigen Traum sprachen wir gestern von der Unseligkeit von zu früher Ehe für junge Männer, er sagt: »Der Mann muß 40 und die Frau 20 Jahre sein, sonst gibt es Elend.« Jetzt wünsche ich ihm eine gute gute Nacht! Alle guten Geister mit ihm.


[i] Am 20. Dezember sah sich RW in Leipzig eine Aufführung von Louis Spohrs „Jessonda“ an.

[ii] Marie Mahlknecht, Sängerin am Leipziger Stadttheater von 1870 – 1876.

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