Sonnabend 4ten (4. April 1874)

Cosima Wagner Tagebücher

Einige Briefe; Gouvernanten-Angelegenheit, und einen sehr wehmütigen unseres Freundes Nietzsche, der sich vergrämelt; R. ruft aus: „Er muß heiraten oder eine Oper schreiben, freilich wird letztere auch derart sein, daß sie nie zur Aufführung kommt, und das führt ihn auch nicht in das Leben.“ –

Ich gehe in das Haus und mache dann einige Besuche; R. nimmt das erste Bad im Hause und befindet sich darin so wohl, merkt so gute Folgen davon, daß ein ganz andrer heimkommt.

Heiteres Mittagessen in Folge dessen, glückliches Genießen dessen, was wir uns sind und haben! Nachmittag in das Haus, Empfang der „Kauders[1]“, Gelächter der Kinder, viel heitere Laune. Abends lese ich R. den Brief von Frau v. M.[2], der armen, vor, was das Gespräch auf den Vater bringt. Dann lesen wir in den indischen Sprichwörtern, um immer tiefer diese seltsame Verbindung der höchsten weltverneinenden Weisheit mit der schärfsten Lebensklugheit.


[1] Kauder: Die Hühner des Herzogs.
[2] Olga von Meyendorff (siehe Eintrag vom 12. März)

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