Allerlei unangenehme häusliche Nachrichten. R. aber ziemlich wohl, Gott sei Dank. –
Gestern abend erzählte er den Hausfreunden den seltsamen Traum, welchen er einst in der Schweiz gehabt, in dem er sich mit Herwegh[1] spazieren gehend sah über hohe Bergwege, wo plötzlich eine Huldigung von einem Männergesangverein gebracht wurde; dabei sagte er zu Herwegh, das ist so Sitte in der Schweiz, sie haben es auch Geßler[2] so gemacht (rasch tritt der Tod den Menschen an). –
Der Medailleur Scharff[3] bringt die Medaille R. ’s in Bronze und den Entwurf zum Revers. Um 3 Uhr das Konzert; R. dirigiert mit gespanntester Aufmerksamkeit, und die Aufführung ist herrlich; der Enthusiasmus ebenso groß, wenn nicht größer als wie beim ersten Male, R. aber etwas ermüdet. Er legt sich zu Bett, und später kommen zu uns einige Freunde.
[1] Georg Herwegh (1817 – 1875) revolutionärer Dichter des Vormärz, der ab 1843 die Schweizer Staatsbürgerschaft hatte.
[2] Hermann Gessler, Vogt während der Habsburger Herrschaft in der Schweiz, wird, der Legende nach, von Wilhelm Tell mit der Armbrust getötet. Friedrich Schiller dichtet hierzu:
Barmherzige Brüder (schließen einen Halbkreis um den Todten und singen in tiefem Ton):
Rasch tritt der Tod den Menschen an,
Es ist ihm keine Frist gegeben,
Es stürzt ihn mitten in der Bahn,
Es reißt ihn fort vom vollen Leben,
Bereitet oder nicht, zu gehen,
Er muß vor seinen Richter stehen!
(indem die lezten Zeilen wiederhohlt werden fällt der Vorhang)
[3] Anton Scharff (1845 – 1903) österreichischer Medailleur.