Montag 5ten (5. Januar 1874)

R. hatte wieder eine schlechte Nacht, ich fürchte förmlich, mit ihm zusammen zu sein; von der Sache zu sprechen wie von ihr nicht sprechen zu dürfen drückt auf ihn; ich sehe ihn förmlich erliegen und kann nichts! Die „Uniform des Elendes“ ist wiederum angetan, Gott helfe uns; dazu kommen die materiellen Sorgen um mein kleines, von der Mutter mit immer noch vorenthaltenes Kapital, die Rente ist mir noch nicht bezahlt.

Am Vormittag komme ich nicht in das Haus, dafür aber am Nachmittag um so anhaltender. Eine seltsame Aufgabe bei so trübem Sinn, so großer Hoffnungslosigkeit, sich es behaglich machen zu wollen oder zu müssen. – Abends in Luther gelesen, dann auch über das Abendmahl von Claudius, sehr schön, obgleich er auch Luther nicht ganz verstanden hat und die Einigkeit der Wahrhaftigkeit vorangehen läßt.

Wir lachen darüber, wie Luther eigentlich den Vornehmen widerwärtig sein muß. Herrlicher Vergleich von Gott mit dem Drucker, den Abdruck des Lebens werden wir erst im Jenseits erfahren, hier sind die Buchstaben verkehrt. R. erzählt, daß, wie er auf den Platz des Gymnasiums gegangen, er sich gefragt hätte, wie sein Leben aussehen würde ohne mich! Dieser Unsinn, sagt er, diese Gegenstandslosigkeit; nirgends ein Haft!…

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