Dienstag 6ten (06. Januar 1874)

Um vier Uhr nachts kommt R. zu mir, er könne nicht schlafen; da ich auch wach war, beraten wir ein Circular an die Patrone, darin alle Erfahrungen mitgeteilt werden, von den Wiener W.-Vereinen an bis zu dem Besuch des Kronprinzen mit Nicht-Beachtung des Theaters u.s.w. (Vater und sonstige Freunde), dazu der Entschluß, den Aufführungen gänzlich zu entsagen, da 1875 nicht eingehalten werden kann.

R. telegraphiert noch an Düfflipp, er müsse Ja oder Nein wissen. Ein schwerer Entschluß! Beim Frühstück aber scheint R. förmlich erleichtert, er sagt, er habe noch um fünf Uhr einen Vers gemacht: Da der deutsche Geist nicht will zahlen, kann ich Hoffmann nicht lassen malen. Wir bedenken unsere Lage hier und finden sie schwierig. Dazu schreibt Claire, daß meine Mutter wiederum vom Ausgaben-Wahnsinn gefaßt ist. Malwida schreibt, Düfflipp telegraphiert – der König verweigert die Garantie!

Nachmittags wiederum zum Treibhaus und von dort aus beaufsichtigt. Heimgekehrt finde ich Freund Feustel und R. zusammen beratend, 25 000 Gulden sind noch auf das Theater zu zahlen. Wie diese erlangen, wie zu gleicher Zeit die Gelder einziehen und zu gleicher Zeit die Leute nicht hintergehen. R. telegraphiert zuerst an Heckel, dieser muß die Wahrheit erfahren. Der Brief von M. schmerzt uns, R. sagt: Was man andren sein kann, das sind sie einem; von der und der möchte ich geliebt sein, [auf sie] möchte ich Einfluß üben, das ist eigentlich die Liebe, in einem Schönes zeugen, sagt Diotima, d.h. den anderen von sich erfüllen; aber um jeden Preis begehren, auch wenn man nicht geliebt wird, da sind bestialische Leidenschaften. In Luther gelesen.

Gegen Mitternacht uns getrennt. Die Kinder heiter und munter, fahren im Schlitten. Feustel meinte, wenn man mit dem Termin nicht gedrängt hätte, hätte man 30 000 Gulden wohlfeiler bauen können.

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