In die Kirche mit den Kindern; darauf im Hause die Eier versteckt. R. nimmt sein zweites Bad, nachdem er etwas gearbeitet hat. „Wenn ich die Kauder[1] los bin, werde ich erst gesund – unter Kauder verstehe ich den Ring des Nibelungen“, sagt er. – Nachmittags bis Abend Verplaudern mit den Kindern, welche sich Masken machen. – R. sagt: „Ich schreibe keine Partitur als wie bis Fidi mir sie instrumentieren kann.“ –
Abends das mit zugesendete Buch Ollivier’s über Lamartine und den Nichtempfang in der Akademie. Früh zu Bett. –
R. freute sich heute über meine Büste uns sagte: „Es ist eine andere Art Freude als die Gegenwart; wenn ich dich ansehe, ist immer Affekt dabei, hier bei der Betrachtung der Büste waltet die Idee.“ Er ist auch zufrieden mit der seinigen von Kietz[2]. „Noch zwanzig Jahre“, sagte er, „will ich glücklich sein.“ –
Wir vernahmen heute früh den Choral, geblasen vom Kirchturme herab, und R. spielt mir die Pilger-Chor[3]. „An diesem will ich auch etwas verändert, nämlich bei Alle Welt ist „Alle“ zu lang, ich wußte damals nicht so mit den verschiedenen Taktarten umzugehen, und es hat mich die falsche Deklamation immer geniert.“ – Gestern schickte ein Anonym ein Oster-Gedicht mit der Bemerkung: „Wenn Sie gute Musik dazu machen, werde ich mich nennen.“ R. meint, es müsse ein Fürst sein, „Reuß Schleiz Greiz[4]“.
[1] Kauder: Unannehmlichkeiten, Durcheinander; das Wort findet Verwendung für die neuen Hühner, aber auch für den „Ring“.
[2] Gustav Adolph Kietz fertigte Cosimas Büste im Sommer 1873 an. Die Aufzeichnungen von Kietz enthalten auch eine Begegnung mit Anton Bruckner. Genaueres hier.
[3] Tannhäuser
[4] Verballhornung der Namen von deutschen Adeligen.